Rezension: Sommer unter schwarzen Flügeln von Peer Martin





         Titel:Sommer unter schwarzen Flügeln
         Autor: Peer Martin
         Altersempfehlung: ab 15 Jahre
         Übersetzer: -
         Seitenanzahl: 528
         Reihe:1/3
         Preis: 19,99 € [D]
         ISBN: 978-3-7891-4297-0
         Verlag: Oetinger





"In diesem Tal liegen die Worte herum wie Steine", sagte mein Vater. "Man braucht sie nur aufzusammeln und hinzuschreiben." S. 61
"Als ich fünfzehn war, endete in diesem Land ein Krieg. [...] Und in deinem Land begann einer. Es endet nie. Die Gewalt endet nie." S. 179


Klappentext


Ein Buch, das die Augen öffnet: verstörend, poetisch, engagiert.

Nuri kommt aus Syrien und lebt im Asylbewerberheim. Calvin wohnt nur wenige Häuser weiter und ist Mitglied einer rechten Jugendgang. Als sie sich kennenlernen, erzählt Nuri ihm von ihrem Heimatdorf am Rand der Wüste und von dessen Schönheit. Doch dann kamen die Schwingen des Bösen und legten sich über das ganze Land. Je mehr Calvin über das Mädchen mit den dunklen Augen erfährt, desto mehr verliebt er sich in sie. Calvin möchte seine Gang verlassen – doch so einfach entkommt er seinen alten Freunden nicht.

Eine ergreifende Liebesgeschichte inmitten sozialer Konflikte, voller Poesie und Schönheit. Ein schmerzhaft ehrliches Gesellschaftsporträt mit einer "Romeo und Julia"-Geschichte eigener Art.

Meine Meinung zum Buch


Gestaltung: Das Buch ist sehr schlicht und einfach gestaltet, fällt aber dennoch durch seinen transparenten Schutzumschlag auf. Das Cover verrät rein gar nichts, machte mich aber dennoch neugierig. Jedoch war ich durch die Thematik sehr angetan, was dazu führte, dass ich das Buch lesen wollte. Der Klappentext verriet mir schon, dass dieses Buch sehr wahrscheinlich keine leichte Lektüre werden wird. Das schreckte mich aber nicht ab. Ich wollte in Erfahrung bringen, wie der Autor mit der Thematik Syrien und Ausländerhass umgeht.

"Ich möchte nicht ausgelöscht werden. Ich möchte auch nicht mehr mutig sein und demonstrieren. Lass mich zurückkehren zu den Weintraubenfeldern, zurück zur Wüste und den Armen meines Vaters, in meine Kindheit." S. 209

Einstieg: Schon im ersten Kapitel konnte der Autor von sich überzeugen. Er zog mich sehr schnell in den Bann seiner starken und unvergesslichen Erzählweise. Zunächst begleitet der Leser die junge Protagonistin Nuri. Sie war mir sofort sympathisch. Sehr schnell war ich von dem sehr realitätsnahen Schreib- und Erzählstil angetan. Ich befand mich nicht länger mit dem Buch auf dem Sofa, sondern ich war zwischen den Seiten gefangen. Der Einstieg gefiel mir ausgesprochen gut. Es beginnt sehr ruhig und ich konnte mich langsam in die Geschichte einfinden. 

Charaktere:Nuri und Calvin können nicht unterschiedlicher sein. Das wird schon im Klappentext erwähnt. Sie sind wie Tag und Nacht, und haben so viele Unterschiede, wie kein anderes Paar. Auf der einen Seite steht die 18-Jährige Nuri, die gemeinsam mit ihrer Familie aus Syrien geflohen ist. Sie versucht in jedem Menschen das Gute zu sehen und kann die Menschen allein durch ihre Geschichten verändern. Immer wieder wird im Buch erwähnt, wie sehr sie sich doch wünscht, dass es in ihrem Land kein Krieg mehr gibt. Nuri ist eine Figur, die mir sofort sympathisch war und die ich mit jeder Seite tiefer ins Herz einschloss. Und auf der anderen Seite das Gegenteil. Der reinrassige Calvin, der Mitglied in einer rechten Gang ist. Obwohl er anfangs absolut gegen Ausländer ist, und überhaupt nichts mit denen am Hut haben will, mochte ich ihn trotzdem. Ich weiß, das mag jetzt merkwürdig klingen, aber man muss Calvin als einen Menschen sehen und dann versteht man auch vieles. Es war zunächst schwierig mich mit dieser Figur zu verbinden, einfach, weil er ganz andere Ansichten hat. Zwar sind die beiden so verschieden, aber der Autor schaffte dennoch eine wunderbare Harmonie zwischen den beiden. Sie wuchsen mir immer mehr ans Herz. Durch die wechselnde Sicht des Beobachters, konnte ich die beiden Figuren aus verschiedenen Positionen erleben. Dadurch gewann ich einen größeren Einblick in ihre so unterschiedlichen Leben.


"Die schwarzen Flügel."flüsterte ich. "Sie sind jetzt überall. Auch im Computer. Ich weiß nicht, was das für ein Vogel ist." [...] "Ein Albtraumvogel, Nura" flüsterte er. "Aber der Albtraum wird vorübergehen." S. 253

Handlung: Die Handlung bzw. das Thema ist sehr schwierig zu verstehen. Ich selber bekomme nicht so viel mit, was in Syrien derzeit los ist. Auch habe ich wenig Ahnung, wie ich ehrlich zugeben muss, was in unserem eigenen Land passiert. Ich weiß nur in etwa so viel, dass in Syrien seit Jahren ein fürchterlicher Krieg herrscht.
Als ich das Buch in der Verlagsvorschau entdeckte, dachte ich nicht daran, was dieses Buch alles beinhalten könnte, denn es beinhaltet weit mehr als ein "bisschen Krieg". Durch die aussagekräftigen Erzählungen von Nuri erlebte ich an der eigenen Haut einen Einblick in eine fürchterliche Welt, die mir bislang verborgen war. Gewalt, Brutalität, Meschenhass, Verderben, Folter und Tod sind nur wenige Themen die der Autor in diesem Buch wiederspiegelt. Obwohl es mich teilweise so schockiert hat, konnte mich der Autor sehr bald von sich überzeugen. Ich erlebte eine neue Seite unserer heutigen Gesellschaft, die mich schockierte und absolut entsetzt zurück ließ.

"Die Freiheit, eine Regierung zu wählen. [...] Eine Regierung, die nicht korrupt ist. Die Freiheit, zu schreiben und zu lesen und laut zu sagen, was wir denken. Ohne Zensur. Ohne Bedrohung. Wir wollen einen Staat ohne Folter. Ein Ende der Gewalt." 301/302

Schreibstil: Zum Schreibstil kann ich nicht viel sagen. Nur so viel, dass mich noch nie ein Autor so sehr mitreißen konnte. Peer Martin hat einen Schreibstil, den ich garantiert nicht so leicht vergessen werde. Durch seine sehr authentische Erzählweise, hatte ich das Gefühl, dort vor Ort zu sein, in Syrien, in dem der Krieg herrscht. Ich weiß, es mag jetzt merkwürdig klingen, aber ich spürte die Angst der Menschen, die Trauer und Verzweiflung und auch die Wut auf das System. Der Autor brachte mich zum Weinen, innerlichen Zerbrechen und zum Verstehen. Ich verstand immer besser die Situation, in dem sich das Land derzeit befindet. Der Schreibstil ist so authentisch, dass ich mir so vieles genau vorstellen konnte. Er lässt das Buch erwachen und zu einem schlimmen Erlebnis werden.

Mein Urteil

 


Mich hat noch nie so sehr ein Buch mitgerissen. Die Figuren konnten mich sehr schnell begeistern und ich schloss sie ins Herz. Ich fühlte mit ihnen mit und konnte Teil ihrer Gedanken werden. Durch die Geschichten, die Nuri Calvin über Syrien erzählt, lernte ich eine Seite von diesem Land kennen, welche ich mir nicht vorstellen konnte. Einerseits beschrieb sie wie schön das Land doch sei mit all seinen Farben und der Pracht der Natur und dann wie der Krieg all das zerstörte. Ich fühlte mit, erlebte mit, trauerte mit. Der Autor hielt mir mit diesem Buch einen Spiegel vor das Gesicht und ich sah Dinge, die ich lieber nicht erfahren wollte. Dinge, die im Bereich des Unvorstellbaren, Grauenhaften zu finden sind. Selbst jetzt im Nachhinein bin ich immer noch ziemlich aufgewühlt. Das Buch hat mich geschockt, aber nicht weil es schlecht ist, nein auf keinen Fall, sondern, weil das Thema so furchtbar ist. Ich kann nur eins sagen. Obwohl ich im selben Alter wie die beiden Protagonisten bin, konnte, bzw. wollte ich mir vieles gar nicht vorstellen, was der Autor da beschrieben hat. Dieses Buch klärte mich auf und ich sehe die Dinge nun mit anderen Augen. 
Der Autor selber sagt, dass es hierzu einen zweiten Band gibt, denn wie der Autor beschreibt "der Krieg in Syrien ist noch lange nicht vorbei". Und obwohl mich besonders das Ende furchtbar mitgerissen hat, und es doch ein sehr schwer zu verdauendes Thema ist, werde ich auch den zweiten Teil "Winter so weit" lesen. Ich vergebe 5 von 5 Welten










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4 Kommentare:

  1. Ich finde die Rezension sehr toll. Man sieht was das Buch bei dir ausgelöst hat und das ist wunderbar.
    Wer noch mehr Infos zum Buch braucht, Leseprobe etc gibt es hier:

    http://www.unter-schwarzen-fluegeln.com/

    Tom Muenster

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    1. vielen Dank für deinen Kommentar und auch danke für den Link zur Seite :)

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  2. Liebe Cata, danke dass du mich mit deiner Rezension auf diesen interessanten Titel aufmerksam gemacht hast. Ich denke, die Reihe muss ich lesen. Toll, dass dich die Geschichte so mitgerissen hat. Ich bin immer wieder begeistert davon, was Bücher in uns auslösen können.
    Liebe Blubbergrüße
    Anka

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    1. Liebe Anka,

      das freut mich wirklich sehr, dass ich dich mit meiner Rezi neugierig gemacht habe :) Und ja, das denke ich auch. Es ist eine Reihe, die es absolut verdient gelesen zu werden, gerade weil sie der Gesellschaft einen Spiegel vor Augen hält.
      Wahnsinn oder? Ich bin auch jedes Mal erstaunt, was Bücher mit dem Leser machen.

      Liebe Grüße,
      Cata

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Schön, dass du ein paar liebe Worte dagelassen hast, ich freue mich sehr darüber <3

Alles Liebe, Caterina


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